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67. Proklamation1) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. an die Bewohner Erfurts nach dem Frieden von Ciliif.
„An die Bewohner der Provinzen und Gebiete: Altmark. . Erfurt usw.
Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurückgedrängt an die äußerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mächtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich genötigt fühlt, blieb mir nichts übrig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Kriegs zu wünschen. Der Friede mußte, so wie ihn die Umstände vorschrieben, abgeschlossen werden; er legt mir und meinem Hause, er legt dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer aus. Was Jahrhunderte und biedre Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden halten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heißesten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn! Seid ihm, was ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen.
Memel, den 24sten Jul. 1807. Friedrich Wilhelm."
68. Der Erfurter Ffirffenkongrefj. a) Ankunft der Kaiser zur Fürltenverfammlung in Erfurt.
Vorbereitungen zum Empfang Napoleons: Napoleon
hatte Erfurt zu dem Orte erwählt, an dem er sich mit den Mächtigsten der Erde zu einer Besprechung vereinigen wollte. Darum trafen schon einige Wochen vor ibm seine Beauftragten in der Stadt ein, um alles für seinen Empfang und den seiner erlauch teu Gäste vorzubereiten. Marschall Ondinot, der als Gouverneur nach Erfurt gekommen war, ließ die ansehnlichsten Häuser der Stadt in Beschlag nehmen und an den Türen mit „Maison del’empereur“ bezeichnen. Auch die Bürger selbst trafen verfchiedentliche Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers. So wurden drei Ehrenpforten an der Grenze des Erfurter Gebietes, bei Gamstädt, vor dem Brühlertor und auf dem Anger, errichtet, und eben sollte an sie die letzte Hand gelegt werden, als der kaiserliche Befehl kam, alle kostspieligen Veranstaltungen bei seinem Einzug zu unterlassen. Nun blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sie wieder
l) Wurde am 30. September 1807 bekannt gemacht.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon
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b) Vierzehn üage in slapoleons Diensten.
Reise nach Erfurt: Es war im September des Jahres 1808. Erfurt feierte die glanzvollen Tage des Kongresses. Der Kaiser Napoleon hatte bereits seinen Einzug gehalten und entfaltete, umgeben von vielen gekrönten Häuptern, eine Pracht, welche die Berichte nicht großartig genug schildern konnten. Auch zu uns herüber drang der Ruf von dem außerordentlichen Glanze und dem geräuschvollen Leben, und die Gelegenheit, den großen Mann des Jahrhunderts zu sehen, war so günstig und einladend, daß diele Rudolstädter sich ausmachten, Zeuge des seltenen Schauspiels in der alten Thüringer Stadt zu sein. Da die fürstliche Kapelle gerade wenig Dienst hatte — der Fürst weilte selbst in Erfurt (Anger 37) — so wurde es auch mir nicht schwer, 8 Tage Urlaub zu erhalten. An einem herrlichen, tausrischen Morgen wanderte ich mit einigen Bekannten Heiter und wohlgemut über die Berge nach Erfurt.
Besichtigung der Stadt: Mit gespannten Erwartungen langten wir nachmittags an unserem Ziele an, und in der Tat erkannte ich Erfurt kaum wieder, einen so festlichen Anstrich hatte die Stadt bekommen, ein so bewegtes Leben herrschte in ihr. Die Hauptstraßen, welche der Kaiser berührte, waren sogar fußhoch mit feinem Kies überstreut, weil der Allgebietende sich mißfällig über das schlechte Straßenpflaster geäußert hatte.
Da an demselben Tage gerade große Auffahrt war, so blieb ich nicht bei meinen Brüdern im Quartier, sondern schlenderte durch die Straßen, harrend der Dinge, die ich sehen und hören würde. Ich sollte auch reich belohnt werden. Der prächtige Staatswagen Napoleons sauste an mir vorüber. Eine Abteilung Reiterei sprengte voraus und hinterher. Tausende von Augenpaaren waren aus den Mann gerichtet, von dem damals Europas Herrscher abhängig waren. In ähnlicher Begleitung fuhr der Kaiser von Rußland, der hohe Verbündete, um deswillen vornehmlich die Fürstenversammlung von Napoleon veranstaltet worden war. Die Könige von Sachsen, Württemberg und Westfalen, der Prinz von Preußen (Futterstraße 2 u. 3) und andere hohe Herrschaften mit mehr oder minder glänzendem Gefolge schlossen sich an.
In kurzer Zeit hatte ich so eine ganze Galerie lebender Herrscher in vollem Glanze irdischer Macht und Herrlichkeit an meinem staunenden Auge vorüberfahren sehen. Ermüdet vom Schauen, aber höchst befriedigt von dem reichen Bilde, langte ich wieder in meinem Quartiere an, wo mich indessen eine sehr unangenehme Ueberraschung erwartete.
Eintritt ins Kaiserliche Orchester: Eben war ein kaiser-
licher Beauftragter bei meinem Bruder eingetreten und hatte ihm den Befehl gebracht, daß er während der Anwesenheit des Kaisers in dem Orchester des Theaters jeden Abend mitwirken müsse. Die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleon
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besaß. Nachdem er geschickt die Gemüter ausgereizt und die Gemeinde bereit gefunden hatte, sich der verhaßten Allerwellsgläubiger durch einen vernichtenden Schlag zu entledigen, suchte er auch den Rat für seine Absicht zu gewinnen. Anfangs scheint sich dieser aber gegen das Ansinnen gesträubt zu haben, da die Juden dem Erzbischof, der nicht unbedeutende Abgaben von ihnen erhob, gehörten. Später jedoch beschloß der Rat, ein Auge zuzudrücken und den Ausruhr erst dann zu dämpsen, wenn sein Zweck erreicht wäre.
In den ersten Morgenstunden des 21. März 1349 versammelten sich die Mitglieder verschiedener Zünfte, namentlich der Löber (Lohgerber), Weißgerber, Ziechener und Fleischer, und andere Bürger an den vorherbestimmten Sammelplätzen bei der Allerbeiligenkirche, auf dem Fischmarkt, an der Lohbank und anderwärts. Auf das Zeichen des Anführers drangen sie dann mit Waffen aller Art in die Judenhäuser ein und fchlngen gleich im ersten Anlauf an Hundert der unglücklichen Bewohner nieder. Jetzt erst ermannten sich die übrigen Juden, verschlossen ihre Häuser und verteidigten sich, so lange sie konnten. Als alles verloren war, steckten einzelne der Unglücklichen ihre Häuser an und suchten mit den Ihren den Tod in den Flammen.
Der Uebersall mag 4—500 Opser gefordert haben, die am dritten Tage aus den Trümmern ausgegraben und wagenweife nach dem Judengrab vor dem Moritztor geschafft wurden. — Der Rat rührte sich nicht eher, als bis alles fast vorüber war. Doch ließ er einige Plünderer ergreifen und nach dem Rathause bringen, wo ein Verhör angestellt wurde. Auf Grund der Untersuchung wurden drei der Eingezogenen hingerichtet. Außerdem mußten mehrere angesehene Bürger die Stadt auf kürzere oder längere Zeit räumen.
Trotz der schweren Heimsuchung waren die Juden nicht vertilgt. Viele hatten sich versteckt, andere waren aufs Land geflüchtet. Schon 1351 war eine neue Gemeinde beisammen, die über 100 Jahre bestand. 1458 wurde sie aus demselben Grunde, aus welchem das große Judenschlagen ausgeführt worden war, vertrieben, nachdem der Rat an den Erzbischos 7000 Gulden bezahlt hatte, damit er auf seine Rechte und Ansprüche an die Judenschaft verzichte. (Nach Prof. Dr. Carl Beyer.)
28. Aufenthalt Karls Iv. in Erfurt.
(Sage.)
Bevor der Kaiser von Erfurt aufbrach, wünschte die Kaiserin Anna, die mit im Lager war, die große und gedächtniswürdige Stadt Erfurt zu besichtigen. So zog denn das kaiserliche Paar mit ansehnlichem Gefolge ein und wurde von den Erfurtern freudig begrüßt. Wie wunderten sich aber die hohen Gäste, daß die Volk-
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und von ganzem Herzen stimmte jeder mit in die Schlußzeilen des Liedes: „Nun ist groß Fried' ohne Unterlaß,
All' Fehd' hat nun ein Ende."
Beim ersten Geläut der Glocken, das zur Kirche rief, ordneten sich die Schulkinder in langem, kaum unübersehbarem Zuge. Die Mädchen trugen Blumenkränze aus dem losen Haar und hielten Palmenzweige oder Sträuße in den Händen. Die Lehrer führten den Zug; mehrmals hielt er an, und mit zum Himmel emporgehobenen Händen sangen alle das sromme Danklied:
„Gott, der den Frieden hat gegeben,
Laß den Frieden ob uns schweben!
Friede, Freude in dem Lande,
Glück und Heil zu allem Stande!"
Die Kirchen waren überfüllt. Keiner wollte versäumen, Gott sein Dankopfer darzubringen. Alle lauschten voll Andacht den Predigten, die, wenn auch verschieden, doch sicher aus der gemeinsamen Bibelstelle: „Nun danket alle Gott, der große Dinge tut,
an allen Enden. Er gebe uns ein fröhliches Herz und verleihe immerdar Frieden in unserer Zeit", sich aufbauten.
Der Nachmittag sah die frohe Bürgerschar ans dem Markt, woselbst unter freiem Himmel eine Bühne errichtet war. Es wurde konzertiert und aus einem Theater gezeigt, was Krieg und Frieden bringen. Dazwischen wurden von der zuschauenden Menge immer wieder fromme Danklieder gesungen; denn „wes das Herz voll ist, des fließt der Mund über." Inzwischen war auch die Bürgerwehr mit ihren acht Fahnen ausmarschiert und hatte eine kreisförmige Stellung eingenommen. Sie gab aus ihren Musketen (Gewehren) unter Trommelwirbel und Trompetenfchall eine dreifache Freudensalve (Massenschuß); dazu wurden aus der Burg die Kanonen gelöst.
Nach Beendigung des Festes zahlte der Rat allen Geistlichen und Lehrern in Stadt und Land eine Friedensgabe; auch jedes Kind erhielt einen für den Zweck des Festes geprägten Friedensgroschen. (Nach Joh. Hundorph.)
54. Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das Erfurter Gebiet.
Auch über das Erfurter Gebiet hat der Krieg unsägliches Elend gebracht.
Verwüstung an Häusern: Von den 1887 Wohnhäusern, die vor dem Kriege in den mehr als 60 Dörfern des Erfurter Landes waren, standen nur noch 825. So gab es z. B. in Tiefthal von 15 Wohnstätten nur noch 9, und Daberstedt war ganz verschwunden.
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on fohle ganz barsch: „Foi Däibel, Hai abber das Deng a schlachten Hosten!" Dr. Ollo Kürsteu.
83. Der Strci^enkcimpf in Erfurt.
24. Rovember 1848.
Vor dem Ausstand: Zu derselben Zeit, zu welcher in Ber-
lin 1848 die Revolution ausbrach, begannen auch in Ersurt die Unruhen. Die Stadl war als sester Platz Mitteldeutschlands und Mittelpunkt der Thüringer Kleinstaaten zum Vorort der allgemeinen deutschen Revolution besonders geeignet. Von Ersurt aus konnten leicht alle Thüringer Staaten zu einer Republik ausgerufen werden. Darum gehörte damals das sonst so sriedliche Thüringen zu den Ländern, in welchen das aufrührerische Treiben mit am lautesten tobte. Von einem Ende zum andern, von der Werra bis zur Saale, ertönte von Stadt zu Stadt, von Dors zu Dorf auf Volksversammlungen der Ruf: „Republik", da freche
Wortführer den Aufruhr predigten.
In Erfurt selbst war es nur eine kleine, von gesetzlosen Ausrührern geleitete Partei, welche die unteren Klassen der Bevölkerung gegen die besseren Schichten aushetzte, in ihnen das Vertrauen gegen die Behörden untergrub und Beamte und ^oldcittit als Feinde der Freiheit und Gegner der Bürger hinstellte. Die meisten, dem wohlhabenden Bürgerstande angehörenden Bewohner waren jedem gewaltsamen Umsturz der Ordnung seind, sie liebten die Ruhe und Bequemlichkeit. Durch die Schonung aber, mit welcher man von oben dem stechen Treiben der Umstürzler zusab, wurden diese von Tag zu Tag dreister.
Die ersten Tumulte: Am 14. März erfolgte der erste Ausbruch der Volksleideuschast. Ihm folgten weitere Tumulte am 1. Mai und 3. und 4. Juni. Um diesen Ausständen gewachsen zu sein, hatten die gemäßigten Bürger mit Ermächtigung der Regierung einen Schutzverein oder eine Schutzwebr gegründet. Da sie mit starken Stöcken bewaffnet war, führte sie den Namen „Knüppelgarde". Sie wurde nach dem Beispiel von Berlin und andern großen Städten später in eine bewaffnete Bürgerwehr umgewandelt. Jeder Bürgerwehrmann trug eine weiße Binde mit dem Stadtwappen am Arm und hatte sich verpflichtet, sein Gewehr nur nach Vorschrift des Hauptmannes zu gebrauchen. Anfangs tat auch die Bürgerwehr ihre Schuldigkeit, bald aber hielt sie es immer mehr mit dem niederen Volke. Kein Wunder also, daß unter dem Schutze einer solchen Bürgerwehr die Besitzlosen eine immer trotzigere Haltung gegen die höheren Stände und gegen das Militär annahmen. Es kam zuletzt soweit, daß Höherstehende abends nur noch mit Stockdegen und eisernen Stäben bewaffnet auszugehen wagten.
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Ablaß gewährt, die an den Gräbern Gebete sprechen würden. Auch stiftete der Rat eine Prozession, die jährlich am Markuslage {25. April) die Gräber besuchte und an der zuletzt die gesamte Geistlichkeit Erfurts teilnahm.
b) Die Geißler, jene Schwärmer, die durch Geißelung des eigenen Leibes Gott versöhnen wollten, daß er die Pest wieder wegnehme, erschienen um dieselbe Zeit in Thüringen. Sie erregten durch ihr Tun und Reden das größte Aussehen. Sie trugen mit roten Kreuzen versehene Hüte, die säst das ganze Gesicht bedeckten, hatten die Oberkörper bis an die Hüften entblößt und bearbeiteten sich bis aufs Blut mit mehrschnurigeu Peitschen, in die kleine eiserne Haken eingeflochten waren. Dabei machten sie die wunderlichsten Bewegungen, warfen sich der Länge nach aus
die Erde und sangen: „Tret herzu, wer buszen woeile, Luczeber
ist eine bösse geselle.“ Wiederholt lagerten ihrer an 3000 und mehr bei Ilversgehofen und verlangten, in Erfurt eingelassen zu werden. Aber der Rat schloß die Tore und ließ die Mauern bewachen. Er traute den Brüdern nicht recht, die unter der Maske der Büßer auf Raub und Diebstahl ausgingen, wie es die Erfahrung an manchen Orten gelehrt hatte. (Nach Prof. Dr. Carl
Beyer.)
27. Der 3udenmord in Erfurt.
Nachdem die Pest um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Deutschland ausgebrochen war, entstand bald das Gerücht, die Juden hätten die Brunnen und die Heringe vergiftet, weil nach dem Genusse des Wassers und der Fische die Erkrankung sofort einzutreten pflegte. Daraufhin wurden an vielen Orten die Juden von ihren Mitbürgern erschlagen. In Thüringen begannen die Verfolgungen am 2. Januar 1349, an welchem Tage viele Juden in Gotha, Eisenach, Arnstadt n. a. Orten ohne Gnade getötet und ihre Häuser rein ausgeplündert wurden. In Erfurt fand das große „Judenschlagen" am 21. März desselben Jahres statt.
Hier sprach man nicht bloß von vergifteten Brunnen und Heringen, auch die Gera sollte Gift enthalten, weshalb man lange Zeit hindurch gar nicht mehr mit Wasser kochte. Die einsichtsvolleren aber unter den Geistlichen und Bürgern wußten es besser. Sie waren eingeweiht in die von langer Hand her vorbereitete Bewegung, die den Mord nur darum ins Werk setzte, um die Schulden los zu werden, die viele Edle, Bürger und Bauern gemacht hatten, aber zu bezahlen nicht in der Lage waren. Die Schuldenmenge lastete schwer aus allen Ständen. Der hohe Zinsfuß, der oft zwölf oder mehr vom Hundert betrug, machte die Rückzahlung des Kapitals fast zur Unmöglichkeit. An der Spitze der Verschwörung stand ein Mitglied der Gefrunden, Hugo der Lange, der ein Jahr lang Ratsmeister gewesen war und großen Einfluß ans die Bürgerschaft
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1. Zusammenstoß an der Unstrut: Nun drang Theodorich in Thüringen ein und erreichte bei Reinsdorf die Unstrut. Jrminfrid, der Kunde vom Kommen der Franken erhalten hatte, eilte ihnen entgegen. Bei Carsdorf stießen beide Heere aufein-
ander. Die Franken waren gerade im Begriff, hier die Unstrut zu überschreiten, um sich aus dem rechten Flußufer eine günstige Stelle für die Belagerung Bnrgscheidnngens zu suchen. Es entspann sich ein blutiger Kampf, aus dem die Franken wohl dank ihrer größeren Kriegsübung und besseren Bewaffnung als Sieger hervorgingen. Die Thüringer wurden südwärts in die Unstrut gedrängt. Ihre Leichen verstopften den Fluß, und die Franken konnten darüber hinweg wie auf einer Brücke die Unstrut überschreiten. Jrminfrid gelang es, mit einer kleinen Schar nach Burg-fcheidungen zu entkommen.
2. Zusammenstoß: Die siegreichen Franken zogen nun den
Fluß weiter abwärts und schlugen nördlich von Tröbsdorf, Burgscheidungen gegenüber, ihr Lager auf. Bei den großen Verlusten, die sie gehabt hatten, konnten sie nicht gleich wagen, die Feste anzugreifen; sie begnügten sich daher bis zum Eintreffen der verbündeten Sachsen, die Thüringer zu beobachten und ihnen die Verbindung nach Südthüringen abzuschneiden. Endlich erschienen die Bundesgenossen, deren kriegerische Erscheinung einen gewaltigen Eindruck aus die Franken machte. Die Sachsen bezogen öst-
lich von Tröbsdorf ihr Lager und begannen schon am Morgen des nächsten Tages mit dem Angriff. Nachdem sie die Unstrut überschritten hatten, steckten sie die Vorburg der Feste, das heutige Dors Burgscheidungen, in Brand und stürmten gegen die Königsburg selbst vor, an deren östlichem Tore sie sich in Schlachtordnung aufstellten. Da die über den neuen Gegner äußerst erbitterten Thüringer einen Ausfall wagten, kam es vor den Toren der Burg zu einem sehr heftigen Kampfe. Keiner der Gegner wollte vom Platze weichen, und so dauerte die Schlacht bis zum Abend. Erst die gänzliche Ermattung auf beiden Seiten machte ihr ein Ende. Vollständig erschöpft kehrten die Thüringer in ihre Burg zurück, und die Sachsen, welche 6000 Mann, zwei Drittel ihres Bestandes, verloren hatten, bezogen ihr Lager.
Unterhandlung mit den Franken: Jrminfrid, der den
vollständigen Untergang seines Königreiches vor Augen sah, faßte jetzt den Entschluß, mit seinem fränkischen Gegner zu unterhandeln. Der Ueberredungsknnst seines Boten, der die Franken besonders auf die auch für sie gefährliche Macht der Sachsen hinwies, gelang es, Theodorich milde zu stimmen, ja sogar zum Treubruch gegen seine Verbündeten zu verleiten. Man einigte sich dahin, in der folgenden Nacht diese gemeinsam zu überfallen und zu vernichten.
Erstürmung der Königsburg durch die Sachsen: Doch
die Sachsen erhielten Kenntnis von dem unheilvollen Plan und
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Toben verlangten sie von dem zumeist gehaßten Mitgliede des Rates, von dem stolzen Obervierherrn Heinrich Kellner, Rechenschaft. Auch beschuldigten sie ihn, ohne Wissen des Rats und der Gemeine das Schloß und Amt Kapellendorf verkauft zu haben. Das war für den Stolzen zu viel. Im höchsten Zorn sprang er auf, schlug an seine Brust und rief mit lauter Stimme: „Hie stehet die Gemeine!" (Rathaussaalbild). Das Wort entfesselte einen wahren Sturm von Raserei. Selbst die Gemäßigten forderten seine augenblickliche Verhaftung, und den Vierherren blieb nichts anderes übrig, als den Volkswillen auszuführen. Von Stadtknechten geleitet, wankte der eben noch so Gewaltige als gebrochener Mann seinem Hause (Regierungsstraße 64) zu, nachdem er zuvor alle Schlüssel abgegeben hatte. Damit hatte die Erfurter Revolution ihren Anfang ge-
nommen. In den nun folgenden Wirren des „tollen Jahres" versuchten Mainz und Sachsen der aufrührerischen Bewegung eine Wendung zu geben, die ihnen günstig war. Dabei hielt es der
Kirchenfürst mit den Unzufriedenen aus dem niederen Volk, während Sachsen durch den Rat sein Ziel zu erreichen suchte. —
Gegen Ende des Jahres vollzog das Volk den Bruch mit der Vergangenheit. Die alte Verfassung wurde abgeschasst und eine neue angenommen. Auch wurde ein völlig mainzifch gesinnter Rat gewählt, von dessen Mitgliedern nicht ein einziges mit den alten etwas zu tun hatte. Dieser neue Rat mußte alle den Bürgern lästigen Abgaben aufheben, wodurch man sich freilich der Mittel zur Bezahlung der Schulden beraubte. Selbst der Kaiser erließ, gewonnen vom Erzbischos, am 28. Januar 1510 aus Innsbruck einen Auftrag, in dem die Erfurter angehalten wurden, Mainz unbedingt Rechnung von der bisherigen Stadtverwaltung zu legen; außerdem untersagte er alle Vergewaltigungen der Stadt und entbot die Beteiligten auf den Reichstag nach Augsburg. Auch eine neue Eidesformel^) für die Huldigung wurde durch Mainz festgesetzt. In ihr wurde der Erzbischof als „rechter Erb-herr" (schon Bedingung des Friedens von Amorbach 1483) anerkannt, während der Rat versprach, den „Bürgern, reichen und armen, getreu und hold sein zu sollen und zu wollen."
So hatte Mainz wohl alles erreicht, was es wollte; aber seine Erfolge hatten Sachsens Unzufriedenheit aufs höchste gesteigert. Infolgedessen nahm die Fehde, die sich um Erfurts willen allmählich zwischen den beiden entwickelt hatte, eine immer größere Ausdehnung an. Ungeachtet des Friedensgebotes des Augsburger Reichstagsabschiedes vom 23. Mai 1510 wurden säch
l) Wir globen und sweren, dass wir vnserm gnedigsten Herrn, dem Erzbischof zu Mentz, vnserm rechten Erbherrn, vnserm Herrn dem Greuen unserm Herrn dem Vitzthum, der Stadt Erfurt und den Burgern, reichen und armen, getrewe und holt sein sollen und wollen, Ire recht behalten, ohne alle vbel list, also ferre als wir das wissen und vermögen und den Rat helen (geheim halten), als wir zv recht sollen das vns gott helff und alle heiligen.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Kellner Heinrich
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suchte die Stadt, Anschluß an Sachsen zu gewinnen. Durch die vereinten Bemühungen des Oberratsmeisters Adolarins Huttener und des berühmten Rechtslehrers Dr. jnr. Henning Goede, wurde mit Sachsen ein freundschaftlicher Vertrag geschlossen. Durch ihn wurden alle seit 1509 den Mainzern eingeräumten Rechte sür null und nichtig erklärt und der Zustand von diesem Jahre wieder hergestellt. — So hatte Mainz in dem großen Kampfe um Erfurt doch endlich verspielt. Es war der Stadt gelungen, ihre Unabhängigkeit zu behaupten, ob freilich zu ihrem Vorteil, das bleibt dahingestellt. Wenn auch von Sachsen mit Rat und Tat unterstützt, so war Erfurt doch in Wirklichkeit auf sich allein angewiesen und dies zu einer Zeit, in welcher es durch die großen Entdeckungen und die dadurch bedingte Aenderung der Verkehrsstraßen abseits der neuen Handelswege zu liegen kam. Auch wurde der
Stadt durch die Einführung des Indigo großer Schaden zugefügt,
da der Waidhandel immer geringer wurde. Außerdem erhielt sie in dem von den sächsischen Fürsten begünstigten Leipzig eine gewaltige Wettbewerberin, die allmählich einen großen Teil des
Erfurter Binnenhandels an sich riß. Ihr war durch kaiserliche
Gunst gleich Erfurt Niederlage und Stapel und noch das Recht geworden, daß „hinfüro" kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage fünfzehn Meilen rings um die benannte Staidt aufgerichtet und gehalten werden solle, in keinerlei Weise." Wäre Erfurt damals unter sächsische Herrschaft gekommen, dann wäre ihm sicherlich eine größere Zukunft befchieden gewesen; es wäre an Leip-
zigs Stelle getreten. So aber ging es mit ihm in jeder Hinsicht weiter bergab.
Auch auf wissenschaftlichem Gebiete ging es rückwärts. Zwar stand die Universität zur Reformationszeit noch auf der Höhe ihres Ruhmes. Eine Zahl junger, tüchtiger Gelehrter, um den hochgefeierten Dichter Eoban Hesse geschart, verbreitete den wissenschaftlichen Ruf der Hochschule im Reich und im Ausland (s. Nr. Ii). Bald aber kehrten viele Studenten wegen der durch die Reformation veranlaßten Streitigkeiten Erfurt den Rücken und wandten sich nach den aufblühenden Universitäten Leipzig und Wittenberg. Zumal die letztere hatte einen starken Zulaus, da Luther an ihr
lehrte und wirkte, der vorher als Student und Augustinermönch in Erfurt geweilt hatte (f. Nr. 38a—c, 39, 40, 41, 45 u. 46).
Der Bauernaufstand 1525 brachte der Stadt keine große Schädigung. Wohl ließen die Bauern ihre blinde Wut am Mainzer Hof, der damaligen Wohnung des Statthalters, aus und plünderten eine Anzahl Kirchen und Klöster. Als aber die Nachricht von der Niederlage ihrer Gesinnungsgenossen bei Frankenhausen eintraf, verließen sie eilig die Stadt (s. Nr. 42, 43 u. 44).
Die Zeit vor dem 3vjährigen Kriege, die Renaissance-zeit: Die nun folgende lange Friedenszeit, die bis zum Beginn
des 30jährigen Krieges dauerte, war der Stadt und dem Wohl-
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bett prächtigen, zweistöckigen (Srfer, der in feinem giebelcirtigen Abschluß fast benfelben Ansban wie der stattliche Türeingang zeigt. i Der 3vjährige Krieg: Wie aber schon gesagt, hielt bic
Besserung der Verhältnisse nicht an; durch den 30jährigen Krieg, in dem Erfurt furchtbar zu leiben hatte, würde fein Wohlstanb voliftänbig vernichtet (f. Das Erfurter Laub im 30jährigen Kriege, Nr. 47). Von den großen Heerführern biefer Zeit, sah die Stadt nur den Schwebenkönig Gustav Aböls, der am 22. September 1731 einritt (f. Nr. 48, 49, 50 u. 51). Er zeigte sich sehr hulbvoll und schenkte Erfurt viele Kloftergiiter; auch der Universität nahm er sich warmherzig an. Durch eine Verfügung vom 9. Oktober 1632 aus Nörblingen überließ er Erfurt alle weltlichen Rechte, die einst dem Erzbischof zugeftanben hatten, den Mainzer Hof, die fünf Kiichenbörfer, die beiben Stifter, 8 Klöster und enblich die noch dem katholischen Gottesbienste geweihten Pfarrkirchen. Er wollte die Stadt „für die dem evangelischen Wesen treu geleistete Assistenz" belohnen und zur Wieberaufrichtung der „fast gar zerfallenen uralten Akabemie" beitragen, zu bereu Förberung er schon im Jahre vorher der Stadt das Negier Kloster überwiesen hatte. Der Oberhoheit behielt der König sich freilich „in alleweg" vor. Doch schon der Prager Friebe 1635 brachte eine Aenberung der Erfurt so günstigen Verhältnisse. Der Kurfürst und die Klöster traten nach dem Abzüge der Schweden wieber in ihren alten Be-sitzsianb ein, ebenso würden die beiben Stiftskirchen von den
Evangelischen geräumt. Die Universität, welche auch die ihr zugelegten Kloftergiiter wieber verlor, sank in den alten traurigen
Zustanb zurück; benn der Rat war nicht imstanbe, ihr den Verlust aus eigenen Mitteln zu becken. Zwar kehrten die Schweden
unter Bauer schon im folgenben Jahre in die Stadt zurück, nachdem sie biefetbe am 19. Dezember heftig beschossen hatten (f. Nr. 52); aber sie kümmerten sich nicht um ihre Verwaltung. Der Rat konnte nach eigenem Ermessen schalten und walten, und auch dem Kurfürsten von Mainz, feinen Beamten und der katholischen Geistlichkeit sicherten die Schweden die Erhaltung ihrer Güter und Rechte zu. Die ihnen gänzlich überlassene Eyriaksburg würde ebenso wie die Stadt aufs neue befestigt. Den hohen und starken Turm am Brühler Tor ließen die Schweden nieberreißen, auch legten sie den Wall weiter zurück, um die Burg mehr von der Stadt zu entfernen und biefe ihr unterzuorbnen. — Währenb der noch übrigen Dauer des Krieges finb die Schweden in Erfurt geblieben. Der letzte Teil der fchwebifchen Besatzung hat sogar erst 2 Jahre nach dem Friebensschlnß die Stadt verlassen, die nun auch baran beulen konnten, das Friebensfest zu feiern, herzlich froh, daß die schreckliche Kriegszeit enblich vorüber war (f. Nr. 53, 54, 55).
Innerhalb des balb 20jährigen Aufenthaltes der Schweden, in welcher Zeit die Stadt boliftänbig frei von Mainz gewesen,
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